Digitale Informationsquellen für Ärzte

Bei einer Pressekonferenz im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) wurde darüber diskutiert, wo Ärzte sich bevorzugt informieren und ob und wie sich die ärztliche Tätigkeit im digitalen Zeitalter verändert.

Mischung an Formaten gewünscht

Eine Untersuchung zur Nutzung digitaler Informationsangebote durch Ärzte zeigte fünf Tendenzen, so Dr. Cécile Mack, Springer Medizin, Berlin:

  1. Das Smartphone ist mittlerweile das wichtigste Gerät, über das Inhalte aufgerufen und gelesen werden
  2. Zeitschrifteninhalte (als online Publikation) sind nach wie vor extrem gefragt, da sie zitierfähig und durch Begutachtung abgesichert sind
  3. Moderne Formate wie Podcasts, die noch vor zehn Jahren kaum genutzt wurden, erfahren eine wachsende Akzeptanz
  4. Webinare wurden vor allem im letzten Jahr immer häufiger und lieber genutzt (in einer Umfrage stieg die Befürwortung des Formats 2020 innerhalb weniger Monate von rund 50% auf knapp 70%)
  5. Gewünscht wird die kombinierte Nutzung verschiedener Formate, z.B. eine gedruckte Zeitschrift als Basis, aber flankiert von passenden Online-Inhalten oder Webinar mit schneller Information, aber mit Verweis auf publizierte Peer-Review-Artikel zum Weiterlesen

Die Herausforderung ist, dass Inhalte dann für mehrere Kanäle unterschiedlich und neu aufbereitet werden müssen, was einen hohen Aufwand bedeutet.

Verändert digitale Transformation das Berufsbild?

Dr. med. Dierk Heimann, Facharzt für Allgemeinmedizin, Moderator, Autor und Medizinjournalist, Mainz, ist überzeugt, dass die Veränderungen bereits begonnen haben.

Wir nehmen Navigationssysteme, wenn wir nicht wissen wo es hingeht.

Die Basis dieser Systeme sind klassische Landkarten, die dann in eine konkrete Handlungsempfehlung überführt werden müssen („biegen Sie jetzt rechts ab“). Ähnlich verhält es sich bei digitalen Informationssystemen. Die Basis sind auch hier nach wie vor klassische wissenschaftliche Publikationen, die verlässliche Informationen bieten. Diese müssen dann in konkrete, zur Situation passende Informationen übersetzt werden.

So können mittlerweile Depressionen anhand von Bewegungsprofilen erkannt werden, beim Abhören wird die Herzklappeninsuffizienz automatisch diagnostiziert oder die Corona-Warnapp wirft anhand von Kontaktdaten Risikoabschätzungen aus.

Sinnvoll wäre eine offizielle Prüfung der Apps und Anwendungen, sozusagen ein „App-TÜV“, so Heimann, der die Verlässlichkeit bewertet. Bei manchen geschieht dies bereits in Form einer Zulassung als Medizinprodukt.

Quelle

Fachzeitschrift – oder Preprint, Dr. Google und Podcast? Verlässliche medizinische Information im Spagat zwischen rasantem Wissenszuwachs, Zeitdruck und Digitalisierung: Wie informieren sich Ärztinnen und Ärzte heute und wo geht die Reise hin? Pressekonferenz der Korporativen Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM). 19.04.2021, virtuell.