Arzneimittel in Film und Fernsehen: Zwischen Wahrheit und Fiktion

Kann man nach der Einnahme von Schlafmitteln die ganze Nacht durchfeiern?

Darstellung von Arzneistoffen Film und Fernsehen

Medien sind eine wichtige Informationsquelle zu Arzneimitteln – auch bei Patienten.

Laien können die verschiedenen Eigenschaften von Arzneistoffen und Aussagen zu deren Wirkung wissenschaftlich kaum beurteilen. Deshalb wird beispielsweise im Heilmittelwerbegesetz geregelt, dass verschreibungspflichtige Arzneimittel nur bei Fachkreisen beworben werden dürfen.

In Film und Fernsehen werden Arzneimittel deshalb häufig nicht beim Namen genannt. Auch will man potenzielle Nachahmer nicht auf dumme Gedanken bringen.

Ab und zu werden aber dennoch Wirkstoffnamen genannt. Ergeben die dargestellten Szenen dann auch immer Sinn und werden die Patienten oder Opfer dann auch jedes Mal korrekt behandelt?

„KliPha goes Hollywood“

Eine Gruppe von Pharmaziestudierenden der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München hat sich während des Lockdowns unter Betreuung von Apothekerin Dr. Yvonne Pudritz im Rahmen der Klinischen Pharmazie mit dem Thema Arzneimittel in Film und Fernsehen beschäftigt.

Die Studierenden haben verschiedene Filme und Serien analysiert.

Junggesellenabschied mit Flunitrazepam

Im Film „Hangover“ verbringen vier Freunde nach der Einnahme von Flunitrazepam bei einem Junggesellabschied eine wilde Nacht in Las Vegas und können sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern.

Flunitrazepam wird eigentlich als Schlafmittel verwendet und wirkt dementsprechend stark sedierend. Grundsätzlich kann man zwar einen Rauschzustand durch Benzodiazepine erreichen, allerdings eher bei Abhängigkeit und starker Toleranz.

Die im Film dargestellte Wirkungen mit Euphorie, Logorrhö (krankhafte Geschwätzigkeit), Halluzinationen, Störungen des logischen Denkens passen eher zu einer Kokain-Einnahme als zum Hypnotikum Flunitrazepam. Für Flunitrazepam sprechen allerdings die bekannten Nebenwirkungen, zu denen auch paradoxe Erregungs- und Verwirrtheitszustände, inklusive aggressives Verhalten und Wahnvorstellungen gehören. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass eine ganze Gruppe von Männern die gleichen paradoxen Nebenwirkungen aufweist.

Bei der Einnahme zusammen mit viel Alkohol wären die Männer wahrscheinlich eher in einen fast narkoseartigen Schlaf verfallen oder zumindest sehr stark sediert gewesen, anstatt die ganze Nacht in Las Vegas zu feiern. Richtig dargestellt wurde jedoch die retrograde Amnesie, die durch Flunitrazepam hervorgerufen werden kann.

Kann man durch einen Goldanstrich sterben?

Die Studenten der LMU München haben noch weitere Klassiker, darunter auch James-Bond- oder Sherlock-Holmes-Filme analysiert. Ob die Schauspieler hier immer die pharmakologisch und medizinisch korrekten Regie- und Drehbuchanweisungen erhalten haben, lesen MMP-Abonnenten in der Dezember-Ausgabe der MMP.

Und wie sieht es mit der Darstellung des Apothekerberufs in Film und Fernsehen aus?

Das beleuchtet das Buch „Apotheker in Film und Fernsehen – Ein Beitrag zum medialen Fremdbild des Berufs“ von Christian Redmann, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2020.