Frauen sterben häufiger an Herzerkrankungen als Männer

Die herzmedizinische Versorgung zeigt Wirkung, heißt es vonseiten der Deutschen Herzstiftung anhand der Daten des aktuellen Herzberichts. Und doch gibt sie keine Entwarnung: Die Gesamtsterblichkeit aufgrund von Herzkrankheiten ist im Vergleich zu den Vorjahren nicht zurückgegangen.

Herzbericht 2019: Sterblichkeit durch Herzkrankheiten leicht gestiegen

Jedes Jahr gibt die Deutsche Herzstiftung zusammen mit den ärztlichen Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK), Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) sowie Kinderkardiologie (DGPK) den „Herzbericht“ heraus. Trotz aller Fortschritte in der Herzmedizin sterben in Deutschland die meisten Menschen an einer Herzkrankheit (z. B. Herzinfarkt, Herzschwäche, plötzlicher Herztod) oder Kreislauferkrankung (z. B. Schlaganfall, Bluthochdruck, Lungenembolie).

Den aktuellen Daten zufolge ist die Sterblichkeit aufgrund von Herzkrankheiten in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren leicht gestiegen. Mit mehr als 345.274 Sterbefällen im Jahr 2018 sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen.

Es gab zwar leichte Rückgänge bei den Todesfällen aufgrund von Herzinfarkt und Herzschwäche, doch bei Todesfällen aufgrund von Herzklappenerkrankungen oder Herzrhythmusstörungen war eine Zunahme zu verzeichnen. Einen Rückgang gab es bei den Sterbefällen aufgrund einer koronaren Herzkrankheit (KHK), der Grunderkrankung des Herzinfarkts. Dennoch ist die KHK jährlich mit fast 626.000 Krankenhausaufnahmen und einer weiterhin hohen Sterblichkeit verbunden.

Die Daten von 2018 im Vergleich zum Vorjahr im Einzelnen:

  • Herzklappenerkrankungen: Anstieg um ca. 1500 auf 19.757 Sterbefälle (23,8 pro 100.000 Einwohner [EW])
  • Herzrhythmusstörungen: Anstieg um ca. 800 auf 30.208 Sterbefälle (36,4 pro 100.000 EW)
  • Koronare Herzkrankheit: Abnahme um ca. 1.600 auf 123.975 Sterbefälle (149,3 pro 100.000 EW)
  • Herzinfarkt: Abnahme um ca. 760 auf 46.207 Sterbefälle (55,7 pro 100.000 EW)

Neben Alter und Genetik sind Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder Übergewicht Risikofaktoren für KHK und Herzinfarkt – Risikofaktoren, die mit Lebensstiländerungen gut beeinflussbar sind. Präventionsprogrammen kommt daher eine große Bedeutung zu.

Weiterhin regionale Unterschiede

Daten des Herzberichts dokumentieren die seit Jahren bekannte unterschiedlich hohe Sterblichkeit an Herzkrankheiten in den einzelnen Bundesländern. Beispiel Herzinfarkt: Die niedrigste Sterbeziffer haben Schleswig-Holstein mit 28,5 Gestorbenen pro 100.000 Einwohner (EW), Nordrhein-Westfalen (39) und Hamburg (44,2); am höchsten ist die Sterbeziffer in Brandenburg (72,2), Sachsen-Anhalt (69,3), Mecklenburg-Vorpommern (67,7) und Thüringen (64,4).

Mit Ausnahme von Berlin und Thüringen konnte die Sterblichkeitsrate für Herzinfarkte zwischen 2016 und 2018 in allen Bundesländern spürbar gesenkt werden.

Beispiel für eine gelungene Aktion ist die als „Herzwoche“ angelegte Aufklärungskampagne in Sachsen-Anhalt. Ziel ist es u. a., die Bevölkerung zu sensibilisieren, bei Herzinfarkt oder anderen Herznotfällen sofort den Rettungsdienst (Notruf 112) zu rufen und nicht abzuwarten.

Mehr Frauen als Männer sterben an Herzkrankheiten

Auffällig ist die höhere Sterblichkeit bei Frauen. Bei Betrachtung aller Herzkrankheiten starben 2018 mehr Frauen als Männer: 109.833 (52%) Frauen gegenüber 102.422 Männern (48%).

Frauen mit Herzklappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche scheinen eine ungünstigere Prognose als Männer mit diesen Erkrankungen zu haben. 2018 starben 23.735 Frauen gegenüber 13.974 Männern an Herzschwäche und 18.247 Frauen gegenüber 11.961 Männern an Rhythmusstörungen.

Beim akuten Herzinfarkt und bei KHK haben Männer eine schlechtere Prognose als Frauen. Inwiefern für dieses Gefälle neben epidemiologischen Faktoren auch Aspekte wie geschlechtsspezifische Unterschiede in Genetik und Anatomie von Herz und Gefäßen, Unterschiede in der Wirkung von Herz-Kreislauf-Medikamenten oder eine Unterversorgung in der Diagnostik und Therapie zuungunsten von Frauen eine Rolle spielen, bedarf der weiteren Analyse, so die Herzstiftung.

Anstiege bei den Erwerbsfähigen

Die entgleiste Herzschwäche (Dekompensation) zählt zu den Herzkrankheiten mit den häufigsten vollstationären Aufnahmen in eine Klinik. Nach einem Anstieg der Krankenhausaufnahmen im Jahr 2017 gab es 2018 wieder einen Rückgang.

Mit Sorge beobachten die Mediziner den Anstieg der Krankenhausaufnahmen bei Menschen im erwerbsfähigen Alter, den 45- bis unter 65-Jährigen: seit 2011 um 11,5%. Hier sind gezielte Präventionsmaßnahmen und ambulante Versorgungsangebote wichtig, aber auch bessere Aufklärung in Bezug auf krankheitstypische Symptome, Ursachen und Therapiemöglichkeiten der Herzschwäche geschaffen werden, wie dies im Rahmen der Herzwochen im November 2020 erfolgt.

Quellen