12 Wege einer Demenz vorzubeugen

Weltweit leben ungefähr 50 Millionen Menschen mit Demenz. Eine Lancet-Kommission hat 12 beeinflussbare Risikofaktoren identifiziert, die unter anderem für die Entwicklung von Demenz verantwortlich sind.

Zahl der Demenzkranken steigt

Bis 2050 wird die Zahl der Menschen mit Demenz voraussichtlich auf über 150 Millionen steigen. Gründe dafür sind unter anderem die insgesamt wachsende Bevölkerung und die immer älter werdenden Menschen. Besonders betroffen sind Länder mit geringem oder mittlerem Einkommen.

Es gibt jedoch auch Möglichkeiten, einer Demenz vorzubeugen. Etwa 40% der Demenzerkrankungen könnten bei Optimierung der folgenden Faktoren während einer bestimmten Lebensphase verhindert werden:

Alter < 45 Jahre:

  • Bildung (7%)

Alter 45 bis 65 Jahre:

  • Gehörlosigkeit (8%)
  • Schädel-Hirn-Trauma (3%)
  • Bluthochdruck (2%)
  • Alkoholkonsum (1%)
  • Adipositas (1%)

Alter > 65 Jahre:

  • Raucherstatus (5%)
  • Depression (4%)
  • Soziale Kontakte (4%)
  • Körperliche Inaktivität (2%)
  • Diabetes (1%)
  • Luftverschmutzung (2%)

Die 12 Faktoren

Bildung

… oder vielmehr der Mangel daran können das Risiko für eine Demenz erhöhen. Hier sollten die Weichen bereits in jungen Jahren gestellt werden, denn eine gute Bildung im jüngeren Alter verbessert die kognitiven Funktionen auch in späteren Jahren. Aber auch Menschen, die in mittleren Jahren viel reisen, lesen, ein Instrument spielen, eine Fremdsprache lernen oder viele soziale Kontakte pflegen, können ihre Gedächtnisleistung besser erhalten.

Gehörlosigkeit

Verschiedene Studien zeigten, dass mit zunehmender Schwerhörigkeit die kognitive Leistung abnahm. Das galt allerdings nur für diejenigen, die keine Hörhilfen verwendeten. Durch den Einsatz von Hörgeräten konnte man dagegen auch dem Gedächtnisverlust vorbeugen.

Schädel-Hirn-Trauma

Sowohl leichtere Verletzungen wie eine Gehirnerschütterung als auch schwere Beeinträchtigungen wie Schädelbrüche oder Hirnblutungen ziehen häufiger Demenzerkrankungen nach sich. Zudem scheint sich der Effekt zu addieren, so das Ergebnis einer dänischen Studie. Bei häufigeren und schweren Verletzungen war auch das Demenzrisiko höher als nach leichteren Verletzungen.

Bluthochdruck

Auch wer im mittleren Alter dauerhaft einen Blutdruck über 140 mm Hg hat, gefährdet sein Gedächtnis. Eine gut eingestellte medikamentöse Therapie kann das Risiko für Demenz laut Studien aber wieder senken.

Alkoholkonsum

Dass hoher Alkoholkonsum mit Veränderungen im Gehirn und dadurch bedingtem Kognitionsverlust einhergeht ist unbestritten. Allerdings ist nicht klar, ab welcher Menge es kritisch wird. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen sieht als riskanten Alkoholkonsum einen regelmäßigen Alkoholkonsum von mehr als 12 g (Frauen) bzw. 24 g (Männern) reinen Alkohols pro Tag an (PDF). Laut den im Lancet-Beitrag ausgewerteten Studien ist das Risiko für eine Demenz bei einem Konsum über 21 Einheiten (entspricht 168 g) pro Woche erhöht. Erstaunlicherweise galt das auch für Abstinenzler. Am besten schnitten Menschen ab, die weniger als 14 Einheiten pro Woche zu sich nahmen, aber nicht ganz verzichteten.

Adipositas

Übergewicht (BMI 25–30) war nicht mit einem erhöhten Risiko für Demenz verbunden, Adipositas (BMI>30) hingegen schon. Eine Gewichtsabnahme von mindestens 2 kg war bei allen Personen mit einem BMI über 25 mit einer Verbesserung von Aufmerksamkeit und Gedächtnis verbunden. Allerdings waren die Probanden dieser Studie unter 65 und Langzeiteffekte wurden nicht untersucht.

Raucherstatus

Auch in höherem Alter lohnt es sich, das Rauchen aufzugeben. In einer Studie mit 50.000 Männern über 60 Jahren verringerte sich das Demenzrisiko nach dem Rauchstopp. Außerdem gibt es Hinweise, dass auch Passivrauchen möglicherweise die Gedächtnisleistung beeinträchtigt.

Depression

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Depressionen und der Inzidenz von Demenz. Allerdings ist nicht nachgewiesen, ob eine Depression eine Demenz begünstigt oder ob die Depression durch die beginnende Demenz befeuert wird. Eine bessere Aussicht haben Patienten, deren Depression behandelt wird. Vor allem SSRI scheinen sich positiv auszuwirken. Das liegt möglicherweise an ihrer Fähigkeit, die Ablagerung von Amyloidplaques zu verhindern, wie im Tiermodell gezeigt wurde.

Soziale Kontakte

Menschen in sozialer Isolation leiden häufiger an Demenz als solche mit vielen Kontakten. Besonders betroffen waren laut eines Reviews lebenslange Singles, aber auch Verwitwete hatten ein höheres Demenzrisiko als Verheiratete. Das zeigte sich für beide Geschlechter und auch für verschiedene Länder, in deren Kultur sozialen Kontakten unterschiedliche Bedeutung beigemessen wird.

Körperliche Inaktivität

Sportliche Betätigung im mittleren Alter scheint vor Demenz zu schützen, die Datenlage ist allerdings inkonsistent. Manche Studien deuten beispielsweise daraufhin, dass das Demenzrisiko zwar über 10 Jahre verringert wird, aber nicht über einen längeren Zeitraum. Zudem wird diskutiert, dass der Zusammenhang auch genau umgekehrt sein könnte: Mit einer beginnenden Demenz hören die Betroffenen auch auf, Sport zu treiben.

Diabetes

Diabetiker sind häufiger von Demenz betroffen als nicht Erkrankte. Dabei ist das Risiko umso höher, je länger die Erkrankung besteht und je stärker sie ausgeprägt ist. Ob sich eine bestimmte Medikation besonders vorteilhaft auf das Demenzrisiko auswirkt, ist anhand der Daten nicht endgültig abschätzbar. Eine Studie favorisierte Metformin, eine andere konnte wiederum keinen Vorteil für dieses Arzneimittel sehen. Auch für eine intensivierte Therapie gegenüber Standardbehandlung konnte kein Vorteil für das Demenzrisiko nachgewiesen werden.

Luftverschmutzung

Feinstaub, NO2 und Kohlenmonoxid waren mit einer erhöhten Demenzinzidenz assoziiert. Auch Tierversuche legen nahe, dass verschmutzte Luft neurodegenerative Prozesse beschleunigt.