Patienten mit einer Kniegelenksarthrose profitieren langfristig eher von einer Physiotherapie als von eine Cortison-Injektion ins Kniegelenk.
Cortison versus Physiotherapie
Bei Gonarthrose (Kniegelenksarthrose) wird in Leitlinien die intraartikuläre Injektion von Glucocorticoiden empfohlen – teilweise sogar als Mittel der ersten Wahl. Hierbei kann es jedoch zu Komplikationen kommen, zum Beispiel Gelenkinfektionen, ein vermehrter Abbau von Gelenkknorpel oder Ermüdungsbrüche im Bereich des Kniegelenks. Die Physiotherapie ist als Alternative bislang nur wenig untersucht, vor allem fehlt eine standardisierte Vorgehensweise.
Spritze oder Bewegung
In einer prospektiven und offenen, randomisierten Studie wurden intraartikuläre Glucocorticoid-Injektionen mit einer physiotherapeutischen Intervention über ein Jahr verglichen.
156 Patienten mit einer symptomatisch und radiologisch nachgewiesenen Kniegelenksarthrose erhielten entweder eine intraartikuläre Triamcinolon-Injektion oder Physiotherapie und wurden ein Jahr nachbeobachtet. Die Glucocorticoid-Injektion durfte bis zu zweimal wiederholt werden. Die physiotherapeutischen Maßnahmen waren körperliche Übungen, Gelenkmobilisation und Anleitungen für schmerzarme Bewegungen in bis zu achte Einzelbehandlungen über vier bis sechs Wochen. Primärer Endpunkt war die Veränderung des Gesamtscores im Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC) nach einem Jahr.
Überlegenheit der Physiotherapie
Beim primären Studienziel ergab sich eine Überlegenheit der Physiotherapie. Der WOMAC-Score zu Studienbeginn lag in der Glucocorticoid-Gruppe bei 108,8 (Standardabweichung ± 47,1) und in der Physiotherapie-Gruppe bei 107,1 (± 42,4). Im Laufe des Beobachtungsjahres gingen diese Werte auf 55,8 (± 53,8) vs. 37,0 (± 30,7) zurück, entsprechend einer Gruppendifferenz von 18,8 Punkten (95%-Konfidenzintervall [KI] 5,0–32,6) zugunsten der Physiotherapie.
Die Physiotherapie war der Glucocorticoid-Injektion nach einem Jahr überlegen. Das war sowohl bei den Schmerzen und der Gelenksteifigkeit als auch bei der Bewegungsfähigkeit der Fall. Die Kosten über ein Jahr waren vergleichbar.
Empfehlung zur Physiotherapie
Trotz Zurückhaltung bei Besuchen der physiotherapeutischen Praxis während der COVID-19-Pandemie sollten wir Patienten dringend raten, ihren Physiotherapeuten wieder aufzusuchen oder sie ermutigen, mit einer Therapie zu beginnen.
Den ausführlichen Bericht zur Studie finden Sie in der aktuellen Ausgabe der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten (MMP).