Zweifachverwertung von Herzschrittmachern

In einer Untersuchung des Montreal Heart Institute wurden gute Ergebnisse mit wiederverwendeten Herzschrittmachern bzw. Defibrillatoren erzielt. Hinsichtlich Infektionsrate und geräteassoziierten Todesfällen standen die alten Geräte den neuen um nichts nach.

Desinfektion und Wiederverwendung

In manchen Ländern stehen nicht genügend Herzschrittmacher und implantierbare Defibrillatoren zur Verfügung. Eine Strategie ist, in wohlhabenden Ländern Verstorbenen entsprechende Geräte wieder zu entnehmen und bei gutem Zustand und ausreichender Restlaufzeit der Batterie wiederzuverwenden – selbstverständlich nach Reinigung und Desinfektion.

Umfragen ergaben, dass die meisten Ärzte und auch Empfänger dieser Geräte ein solches Vorgehen befürworten. Es besteht aber Unsicherheit, ob die Gefahr für Infektionen bei Wiederverwendung erhöht ist. Obwohl die Wiederverwendung seit Jahrzehnten praktiziert wird, ist die Datenlage hinsichtlich Infektionen unter wiedereingesetzten Schrittmachern unbefriedigend.

In den 1980er-Jahren wurde ein solches Programm beispielsweise im Montreal Heart Institute etabliert, aber erst 2003 ein prospektives Register angelegt, das die Inzidenz von Infektionen und deren Ursachen im Vergleich zu Patienten mit neuen Geräten eruieren soll.

Wenig Infektionen, keine Todesfälle

1051 Patienten aus Mexico, der Dominikanischen Republik, Guatemala oder Honduras mit recycelten Geräten wurden mit 3153 kanadischen Patienten gematcht, denen neue Herzschrittmacher oder Defibrillatoren implantiert worden waren. Diese unterschieden sich zu Studieneinschluss nicht.

Für jeweils knapp 98 % der beiden Gruppen lagen am Ende des zweijährigen Follow-ups vollständige, auswertbare Daten zum Outcome vor.

Es traten 21 Infektionen (2,0%) unter recycelten Geräten auf und 38 (1,2%) in der Kontrollgruppe. Dieser Unterschied war nicht signifikant (HR 1,66; p = 0,06). Die häufigsten Erreger waren Staphylococcus aureus bei gut 60 % der Patienten und Staphylococcus epidermidis. Todesfälle, die auf das Implantat zurückzuführen waren, gab es keine.

Die Autoren vermuten, dass diese nichtsignifikanten Unterschiede sogar noch geringer wären, wenn Untersuchungs- und Kontrollgruppe aus dem gleichen Umfeld stammten, da ein schlechteres Outcome möglicherweise auch mit schlechteren Begleitumständen (z.B. Ernährungsstatus) zusammenhängt.

Sie räumen allerdings ein, dass die Infektionsrate auch deutlich höher ausfallen könnte, wenn kein standardisierter Prozess mit strengen Anforderungen wie im vorliegenden Programm zur Aufbereitung der Geräte angewendet wird.