Woher kommt die Anämie?

Am 28. und 29. März sollte der diesjährige Frühjahrskongress der LAK Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen stattfinden. Aus bekannten Gründen war das dieses Mal nicht möglich. Deshalb wurden die Vorträge als Webkongress angeboten.

Ina Richling, Menden, erläuterte den Zuhörern unter anderem die Welt der Blutbilder und da insbesondere die Anämie.

Anämien unterscheiden

Bei einem kleinen Blutbild werden Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, Erythrozytenindizes (MCV, MCH, MCHC), Leukozyten und Thrombozyten bestimmt. Leidet der Patient an einer Anämie, lassen sich hier schon Hinweise auf die Ursachen finden.

Bereits die Erythrozytenindizes können einiges verraten:

  • MCV: mittleres Erythrozytenvolumen
  • MCH: mittlerer Hämoglobingehalt der Erythrozyten
  • MCHC: mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (Hb/HKT)

Makrozytäre Anämie

Hier sind MCV und MCH erhöht, was in der Regel durch Vitamin-B12- oder Folsäuremangel zustande kommt. Diese Art der Anämie findet sich daher beispielsweise bei Magenerkrankungen und dadurch bedingten Resorptionsstörungen oder auch bei Alkoholikern.

Normochrome, normozytäre Anämie

Diese Anämieform liegt beispielsweise bei akutem Blutverlust vor, sodass Zellvolumen und der Hämoglobingehalt pro Zelle normal bleiben.

Mikrozytäre Anämie

Sind MCV und MCH erniedrigt, deutet das auf eine Anämie aufgrund von Eisenmangel oder auch von chronischen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa hin.

Häufigste Form: Eisenmangelanämie

Typische Symptome einer Eisenmangelanämie sind chronische Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Konzentrationsstörungen, aber auch Haarausfall und eingerissene Mundwinkel.

Etwa 70 % des im Körper vorliegenden Eisens liegt an Hämoglobin gebunden vor, knapp 20 % in den Speicherformen Ferritin und Hämosiderin. Da freie Eisenwerte starken Schwankungen unterliegen, wird zur Diagnostik einer Eisenmangelanämie das Speichereisen Ferritin bestimmt.

Vorsicht ist geboten, wenn beim Patienten gleichzeitig eine Entzündung vorliegt. Dadurch sind die Ferritinspiegel erhöht, was den Eisenmangel verschleiert. Daher sollte bei einer Entzündung und Verdacht auf Eisenmangel auf den löslichen Transferrin-Rezeptor als Marker zurückgegriffen werden, der durch die Entzündungsreaktionen nicht beeinträchtigt wird.

Soll der Eisenbedarf über die Ernährung gedeckt werden, ist dies mit Fleisch einfacher, da das Eisen darin bereits in der für Hämoglobin benötigten zweiwertigen Form vorliegt. Gemüse enthält dagegen in der Regel die dreiwertige Form und ist daher als Eisenlieferant nicht ganz so gut geeignet.