Rauchentwoehnung

Rauchen in der Schwangerschaft schädigt die Knochen

Raucht eine werdende Mutter in der Schwangerschaft, schwächt das die Knochen ihres Nachwuchses – zumindest im ersten Lebensjahr. Dauerhaft scheint der Einfluss auf das Frakturrisiko nicht zu sein. Zu diesem Ergebnis kamen schwedische Wissenschaftler nach Auswertung von Registerdaten.

Tabakkonsum in der Schwangerschaft …

Eigentlich weiß man es: Rauchen in der Schwangerschaft ist nicht gut für das Baby. Trotzdem rauchten 2005 in Deutschland 13% der werdenden Mütter zumindest eine Zigarette pro Tag, der mittlere Zigarettenkonsum bei schwangeren Raucherinnen betrug 10 Zigaretten pro Tag. Nur etwa ein Viertel der Schwangeren hört mit dem Rauchen auf.

Die durch den Tabakkonsum hervorgerufenen Schäden sind vielfältig. Eine Unterversorgung des Embryos mit Sauerstoff und Nährstoffen kann zu Früh- und Fehlgeburten führen, aber auch zu Wachstumsstörungen. So sind Babys rauchender Mütter bei der Geburt im Mittel 150 bis 200 Gramm leichter als Babys von Müttern, die während der Schwangerschaft nicht geraucht haben. Außerdem wird ein Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht und der Knochengesundheit im Erwachsenenalter vermutet.

… steigert das Frakturrisiko beim Nachwuchs …

Schwedische Wissenschaftler um die Epidemiologin Judith Brandt wollten anhand von Daten aus mehreren schwedischen Registern genauer untersuchen, inwiefern Tabakkonsum während der Schwangerschaft das Frakturrisiko des Nachwuchses erhöht. Ihnen standen Daten von 1,68 Millionen zwischen 1983 und 2000 in Schweden geborenen Menschen zur Verfügung. Bei etwa 377.000 hatte die Mutter während der Frühschwangerschaft geraucht, bei den restlichen hatte die Mutter nicht geraucht. Untersucht wurden Knochenbrüche bis zu einem Alter von 32 Jahren. Während des mittleren Follow-ups von 21 Jahren gab es 377.970 Knochenbrüche (11,8 pro 1000 Personenjahre).

Der Zusammenhang zwischen mütterlichem Rauchen während der Schwangerschaft und dem Risiko eines Bruchs bei Nachkommen unterschied sich je nach erreichtem Alter.

… vor allem im ersten Lebensjahr

Rauchte die Mutter, war die Frakturrate im 1. Lebensjahr des Kindes in der gesamten Kohorte erhöht: Die standardisierte Frakturrate betrug 1,59 versus 1,28 pro 1000 Personenjahre (Hazard-Ratio 1,27).

Die Assoziation war dosisabhängig: Im Vergleich zum Nichtrauchen betrug das Hazard-Ratio

  • 1,20 für 1–9 Zigaretten pro Tag
  • 1,41 für ≥10 Zigaretten pro Tag

Ein ähnliches Ergebnis gab es beim direkten Vergleich von Geschwistern.

Bei älteren Kindern war das Frakturrisiko zwar noch leicht erhöht, der Zusammenhang war jedoch nicht mehr dosisabhängig und konnte im direkten Geschwistervergleich nicht mehr gezeigt werden. Rauchen in der Schwangerschaft scheint demnach keinen dauerhaften biologischen Einfluss auf Frakturen im späteren Kindesalter und bis zum frühen Erwachsenenalter zu haben.

Offene Fragen

Welcher Einfluss sich auf die Knochengesundheit bei Älteren ergibt, konnte mit dieser Studie nicht beantwortet werden.

Die Autoren geben zudem zu bedenken, dass nur die Exposition im ersten Trimester bewertet und nur Frakturen eingeschlossen werden konnten, die in einem Krankenhaus versorgt wurden. Dadurch könnte der Effekt unterschätzt werden.

Doch auch, wenn junge Erwachsene kein erhöhtes Frakurrisiko durch den Tabakkonsum ihrer Mutter zu haben scheinen, sollten werdende Mütter mit dem Rauchen nach Möglichkeit aufhören: Das Risiko einer Fehl-, Früh- oder Totgeburt geht zurück, das Kind wird weniger anfällig für Infektionskrankheiten, allergische Reaktionen oder Asthma und auch die Gefahr des plötzlichen Kindstods (SIDS, engl. Sudden Infant Death Syndrome) sinkt.

Linktipps

Hilfestellungen bietet beispielsweise die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter rauchfrei-info.de.

Eine Onlineberatung für Schwangere bietet auch das Angebot IRIS.

Quelle

Brand JS. et al. Maternal smoking during pregnancy and fractures in offspring: national register based sibling comparison study. BMJ 2020;368:l7057. doi: https://doi.org/10.1136/bmj.l7057