5 Jahre rezeptfreie Pille danach

Zwei Wirkstoffe sind in Deutschland zur Notfallverhütung zugelassen – Levonorgestrel und Ulipristalacetat. Beide sind rezeptfrei erhältlich, als Standard hat sich mittlerweile wegen stärkerer Wirksamkeit Ulipristalacetat herauskristallisiert.

Notfallverhütung in Deutschland

Levonorgestrel zur Notfallverhütung ist in Europa seit 1999 zugelassen, Ulipristalacetat seit 2009. In Deutschland – anders als in vielen anderen europäischen Ländern – war die Pille danach jedoch nur gegen Vorlage eines Rezepts zu bekommen.

Seit fünf Jahren – dem 15. März 2015 – dürfen jedoch beide Präparate zur Notfallverhütung rezeptfrei in Apotheken verkauft werden. Seitdem sind die Absatzzahlen zwar gestiegen, ein von manchen Kritikern im Vorfeld der Entlassung aus der Rezeptpflicht befürchteter Missbrauch ist jedoch nicht zu beobachten.

Levonorgestrel versus Ulipristalacetat

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Vorteil Ulipristalacetat

Die Rate ungewollter Schwangerschaften liegt bei Einnahme innerhalb von 24 Stunden bei knapp 1% unter Ulipristalacetat und bei 2,5% unter Levonorgestrel. Bei übergewichtigen Patientinnen kann bei beiden Präparaten die Wirksamkeit eingeschränkt sein, allerdings ist dieser Effekt bei Levonorgestrel ausgeprägter: Ab einem Körpergewicht von 70 kg sinkt die Effektivität, bei Ulipristalacetat erst ab 95 kg. Überdies ist Ulipristalacetat gut verträglich und dementsprechend zurzeit Standard in der Notfallverhütung.

Ein Vorteil der Levonorgestrel-Präparate liegt im Preis – sie kosten mit rund 18 Euro etwa die Hälfte vom Ulipristal-Präparat.

Wichtige Eckpunkte der Beratung

Da der Zyklus bei den meisten Frauen nicht regelmäßig ist und eine Bestimmung der fruchtbaren Tage so quasi nicht möglich ist, ist eine Zyklusanamnese in der Apotheke nicht sinnvoll. Die Pille danach kann also zu jedem Zeitpunkt des Menstruationszyklus eingenommen werden. Es sollte nur geklärt werden, wie lang die letzte Periode zurückliegt, um eine bereits bestehende Schwangerschaft auszuschließen. Besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft, sollte an einen Arzt verwiesen werden.

Durch die Einnahme kann sich die nächste Blutung verschieben und es können weitere Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Zwischenblutungen, Brustspannen sowie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Tritt Erbrechen innerhalb von drei Stunden nach Einnahme ein, muss eine weitere Tablette genommen werden.

Wird die Pille danach während der Stillzeit eingenommen, muss danach eine Stillpause eingelegt werden (acht Stunden bei Levonorgestrel, eine Woche bei Ulipristalacetat).

Die Pille danach verhütet auch nicht bis zum Ende des Zyklus vor einer ungewollten Schwangerschaft. Es muss also auch nach der Einnahme wieder mit anderen Methoden verhütet werden. Auch über sexuell übertragbare Krankheiten bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr sollte bei der Abgabe informiert werden.

Bei Mädchen unter 14 Jahren sollte die Abgabe nicht ohne Einverständnis eines Erziehungsberechtigten erfolgen.

Quellen

  1. Fachinformationen Navela®, PiDaNa®, Postinor®, EllaOne®
  2. Frohn LP. Pille danach – Beratungshilfe Notfallverhütung. Deutscher Apotheker Verlag, 2015.
  3. Familienplanung.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung