Therapie der Herzinsuffizienz: Frauen ticken anders

Frauen scheinen für einen Therapieerfolg bei chronischer Herzinsuffizienz niedrigere Arzneistoffdosen zu benötigen als Männer.

One size fits all?

Bei der Behandlung der Herzinsuffizienz gehören ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten und Betablocker bei Patienten mit einer reduzierten Ejektionsfraktion zum Goldstandard.

In internationalen Leitlinien, so auch in der nationalen Versorgungsleitlinie „chronische Herzinsuffizienz“ (PDF) sollen ACE-Hemmer zum Beispiel in zweiwöchentlichen Intervallen konsequent bis zur höchsten in Studien ermittelten Zieldosis gesteigert werden. Falls diese nicht erreicht werden kann, wird bis zur maximal tolerierten Dosis erhöht. Bei  Betarezeptorenblockern soll eine Titration bis zur Ziel- bzw. maximal tolerierten Dosis erfolgen. Hier zumindest frequenz- oder symptomorientiert.

Aus zahlreichen Studien gibt es Hinweise, dass die maximalen Plasmakonzentrationen von ACE-Hemmern, Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten und Betablockern bei Frauen jedoch bis zu 2,5-fach höher sind als bei Männern.

Die entscheidenden Unterschiede

Dies hat zahlreiche Gründe: Frauen haben im Mittel ein geringeres Körpergewicht, einen höheren Körperfettanteil und ein höheres Plasmavolumen im Vergleich zu Männern. Zudem sind die kardiale Auswurffraktion, Leberdurchblutung sowie die glomeruläre Filtationsrate beim weiblichen Geschlecht niedriger. Auch gibt es Unterschiede beim Metabolismus über Cytochrom-P450-Isoenzyme.

In einer Post-hoc-Analyse der europäischen BIOSTAT-CHF-Studie mit 1308 Männern und 402 Frauen wurden Patienten mit Herzinsuffizienz und einer linksventrikulären Auswurffraktion < 40 % untersucht.

Bei den Herren war das Risiko, aufgrund der Herzinsuffizienz zu sterben oder in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden, bei 100 % der Zieldosis am niedrigsten. Bei den Frauen war dieses Risiko bereits bei der Hälfte der empfohlenen Dosis um 30 % gegenüber keiner Behandlung erniedrigt und konnte durch eine Dosissteigerung nicht weiter reduziert werden. Dieser Geschlechterunterschied blieb auch nach Berücksichtigung von Alter und Körperoberfläche bestehen. Die Ergbenisse der asiatischen Kohortenstudie ASIAN-HF konnten diesen Unterschied bestätigen.

Individuelle Dosierungen

Diese Ergebnisse zeigen wieder einmal die Bedeutung einer personalisierten Arzneimitteltherapie. Die für einen Therapieerfolg notwenige Dosis sollte individuell angepasst werden, um unerwünschte Arzneimittelwirkungen durch unnötig hohe Plasmaspiegel zu vermeiden.

Eine geschlechtsspezifische Dosisanpassung für Zolpidem gibt es beispielsweise in den USA. Frauen bauen Zolpidem langsamer ab als Männer. Daher beträgt die empfohlene Initialdosis des Schlafmittels  bei Frauen 5 mg und bei Männern 5 bis 10 mg.