Begünstigen SGLT2-Inhibitoren Harnwegsinfekte?

SGLT2-Hemmern wird in der Diabetes-Therapie beispielsweise ein günstiger Effekt hinsichtlich kardiovaskulärer Ereignisse zugesprochen. Dem gegenüber stehen einige Nebenwirkungen wie unter anderem das Risiko für schwere Harnwegsinfekte.

Futter für Bakterien

SGLT2-Inhibitoren (z. B. Dapagliflozin, Empagliflozin) werden zur Senkung des Blutglucosespiegels bei Typ-2-Diabetes eingesetzt. Dies wird durch Hemmung der Glucose-Rückresorption im proximalen Tubulus erreicht. Dadurch wird im Harntrakt mehr Glucose als potenzielles Substrat für Bakterien bereitgestellt und so möglicherweise eine Infektion begünstigt.

Die Studienlage ist bisher nicht eindeutig. Einige Studien zeigen ein erhöhtes Risiko für schwere Harnwegsinfekte unter SGLT2-Hemmern, andere wiederum nur für leichte Infekte. Eine Metaanalyse aus 72 Studien stellt wiederum keinen solchen Zusammenhang her.

In einer Kohortenstudie wurde daher nun das Risiko für schwere Harnwegsinfekte unter Therapie mit SGLT2-Hemmern im Vergleich zu anderen Antidiabetika untersucht.

Untersuchung an Patienten ohne Risiko

Es wurden Patientendaten aus zwei großen US-Datenbanken verwendet und zwei Kohorten zum Vergleich verschiedener Therapeutika gebildet:

  • Kohorte 1: SGLT2-Inhibitoren versus DPP-4-Inhibitoren (je 61 876 Patienten, 1 : 1 gematcht)
  • Kohorte 2: SGLT2-Inhibitoren versus GLP-1-Rezeptoragonisten (je 55 989 Patienten, 1 : 1 gematcht)

Aus der Analyse ausgeschlossen wurden unter anderem Patienten mit hohem Risiko für Harnwegsinfekte oder mit Harnwegsinfekten in der Vorgeschichte sowie Patienten mit verschiedenen Nierenerkrankungen.

Primärer Endpunkt waren schwere Harnwegsinfekte (Krankenhauseinweisung, Urosepsis, Pyelonephritis) und sekundärer Endpunkt ambulant mit Antibiotika behandelte Harnwegsinfekte.

Kein Nachteil für SGLT2-Inhibitoren

Nach dem Matching traten schwere Harnwegsinfekte unter SGLT2-Inhibitoren und DPP-4-Inhibitoren etwa gleich häufig auf und auch im Vergleich mit GLP-1-Rezeptoragonisten brachten die SGLT2-Inhibitoren kein höheres Risiko mit sich. Das gleiche Bild zeigte sich im ambulanten Bereich: Patienten unter SGLT2-Inhibitoren wurden nicht häufiger wegen Harnwegsinfekten vorstellig und mit Antibiotika behandelt.

Die Autoren resümieren, dass das Risiko für leichte und schwere Harnwegsinfekte in der Studienpopulation zwar nicht erhöht war, räumen jedoch ein, dass keine Patienten mit hohem Risiko für derartige Infekte untersucht wurden. Die Ergebnisse müssten dementsprechend noch für besonders anfällige Patienten in weiteren Studien bestätigt werden, beispielsweise für ältere Patienten.