Nicht immer ist bei einer dringenden Bluttransfusion die passende Blutgruppe verfügbar oder die Blutgruppe des Empfängers bekannt. Dann können Erythrozytenkonzentrate der Blutgruppe 0 für alle anderen Blutgruppen als Universalspender dienen. Doch die Vorräte sind knapp.
Universalspender gebraucht
Die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) ruft dazu auf, auch in den Sommermonaten regelmäßig zur Blutspende zu gehen. In dieser Zeit treten besonders häufig Engpässe auf, da weniger Menschen Blut spenden, beispielsweise aus Sorge, den Blutverlust bei warmem Wetter schlechter zu vertragen. Gleichzeitig müssen Reiserückkehrer oft befristet zurückgestellt werden, wenn sie in Gebieten unterwegs waren, wo Blutinfektionen wie Malaria, Denguefieber oder das West-Nil-Virus verbreitet sind.
Überdies ist natürlich auch nicht jede Blutgruppe an jeden Empfänger übertragbar. Vorzugsweise erfolgen Bluttransfusionen mit der Blutgruppe des Empfängers. Im Notfall oder wenn die passende Blutgruppe nicht vorrätig ist, können aber Erythrozytenkonzentrate der Blutgruppe Null-negativ (0–) allen Patienten verabreicht werden („Universalspender“). Da aber in Deutschland nur rund 6% diese Blutgruppe haben, sind auch Spenden dieser Blutgruppe selten. 0+ ist dagegen mit 35% eine der häufigsten Blutgruppen, die zumindest mit allen rhesus-positiven Blutgruppen kompatibel ist.
Einem allgemeinen Engpass kann man nur mit mehr Spenden entgegentreten, worum auch die DGTI bittet. Für das Problem mit „falschen Blutgruppen“ haben kanadische Wissenschaftler nun möglicherweise eine Antwort gefunden.
Mikrobiom als Lösung
Untersucht wurde das menschliche Mikrobiom aus dem Darm. Tatsächlich fand sich ein Enzympaar (FpCBM32 und FpGH36) aus dem Anaerobier Flavonifractor plautii, das Erythrozyten der Blutgruppe A in Blutgruppe 0 umwandeln kann. Dabei wird über eine Zwischenstufe der für das Oberflächenantigen der Blutgruppe A charakteristische Zuckerrest N-Acetylgalactosamin entfernt, der bei der Blutgruppe 0 nicht vorkommt. Dafür mussten die Enzyme jedoch unbedingt in Kombination eingesetzt werden.
Diese Konvertierung gelang sowohl in Puffersystemen als auch in Vollblut unter Einsatz von sehr geringen Enzymmengen. Mit entsprechenden Antikörpertests konnte nachgewiesen werden, dass diese Umwandlung hochspezifisch und vor allem vollständig erfolgte. Anschließend waren keine Antigene der Blutgruppe A mehr nachweisbar. Zudem ließen sich die Enzyme durch einfache Reinigungsprozesse wieder aus den Blutkonserven entfernen.
Die Autoren sehen in dieser Methode eine effiziente und kosteneffektive Möglichkeit, Engpässe zu überwinden.