Geschlechtskrankheiten diagnostizieren – digital und anonym

Das geht nun mit der App „Intimarzt“, die Patienten den Zugang zu medizinischer Hilfe bei diesem oft schambehafteten Thema verschaffen kann, ohne dass diese persönlich vorstellig werden müssen.

Facharzt statt Dr. Google

Die App „Intimarzt“ wurde von Mitarbeitern der Universitäts-Hautklinik in Heidelberg, dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und der Universitäts-Hautklinik in Essen entwickelt. Genehmigt wurde das Modellprojekt von der Landesärztekammer Baden-Württemberg, wo auch die befundenden Ärzte tätig sind. Die App wird extern am Universitätsklinikum Essen evaluiert.

Patienten neigen heutzutage dazu, sich vor oder leider auch statt einem Arztbesuch mithilfe von Internetrecherchen selbst zu behandeln. Gerade bei Erkrankungen im Intimbereich wird der Arzt aus Scham oft erst besonders spät oder gar nicht aufgesucht.  Mit der App „Intimarzt“ können diese Patienten anonym professionelle medizinische Hilfe bekommen.

Dazu müssen die Patienten Fotos der betroffenen Stellen aufnehmen und einige Fragen zu Art, Lokalisation und Dauer der Beschwerden beantworten. Diese Angaben werden anschließend verschlüsselt an das Fachärzteteam aus Baden-Württemberg übermittelt und der Patient erhält innerhalb von zwei Tagen  eine Ersteinschätzung.

Problem gelöst per App?

Rund 70% der Erkrankungen können ohne weiteren Gang zum Arzt rezeptfrei behandelt werden. Für den Rest wird dann aber doch der reale Arztbesuch empfohlen, weil entweder die Diagnose per Foto nicht eindeutig zu stellen ist oder eine Erkrankung vorliegt, für die eine Verordnung rezeptpflichtiger Medikamente oder eine genauere Untersuchung notwendig ist.

Die App ist daher sicher ein sinnvolles Zusatzangebot, fachärztlichen Rat niedrigschwellig zu erreichen anstatt Eigenrecherche zu betreiben. Den Gang zum Arzt kann sie jedoch nicht immer ersetzen.