Zyklusapps und -computer erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Sie sollen die fruchtbaren Tage bestimmen oder gar vorhersagen. Doch funktioniert das wirklich?
Prognose-Apps
Ersteres begrenzt, letzteres definitiv nicht – das konnten Zuhörer bei einem Vortrag auf der 30. Interpharm in Stuttgart erfahren.
Um alle Apps, die die Vorhersage der fruchtbaren Tage versprechen, sollte man einen weiten Bogen machen, zumindest, wenn man die App zur Empfängnisverhütung nutzen will. Denn dieses Versprechen ist schlichtweg unseriös und die Vorhersage dementsprechend unzuverlässig. Wieso ist das so?
Diese Apps berechnen den Tag des Eisprungs aus Daten vorheriger Zyklen, beispielsweise die durchschnittliche Zykluslänge oder Temperaturanstiege. Der laufende Zyklus wird jedoch nicht berücksichtigt. Der Eisprung findet etwa 14 Tage vor der nächsten Periode statt, bei einer Zykluslänge von 28 Tagen entspricht dies dem 14. Zyklustag. Einen 28-Tage-Zyklus haben aber nur gut 10 % der Frauen, bei mehr als der Hälfte schwankt er sogar intraindividuell regelmäßig um mehr als 8 Tage. Somit ist eine zuverlässige Prognose der fruchtbaren Tage schier unmöglich.
Werden derartige Produkte bei Kinderwunsch zur Planung der fruchtbaren Tage eingesetzt, ist dies vertretbar, für die Verhütung sind sie ungeeignet.
NFP-Apps
Besser sind NFP-Apps (natürliche Familienplanung), die das fertile Fenster im aktuellen Zyklus beobachten, aber auch hier ist einiges zu beachten – nicht alle Angebote sind gleich gut.
Die NFP-Methoden sind an sich nicht neu: Häufig wird mit der symptothermalen Methode (z.B. nach Sensiplan) gearbeitet, bei der die Basaltemperatur gemessen und der Zervixschleim beobachtet wird. Dies ist eine sogenannte Double-check-Methode, bei der sich zwei Methoden gegenseitig absichern. Dafür müssen Frauen lernen, sehr genau auf ihren Körper zu achten und Veränderungen zu erkennen. Die App kann dabei zum einen der Nutzerin beibringen, ihren Körper richtig zu beobachten, und zum anderen die eingegebenen Daten auswerten. Zusätzlich muss der Zugang zu einem qualifizierten NFP-Beratungsservice gegeben sein. Früher erfolgte die Datenverwaltung mit Kalendern auf Papier, die Methode dahinter war jedoch die gleiche.
Die gute Methode dahinter garantiert trotzdem keine gute App. Erst wenn unter anderem auch geeignete Messgeräte (z.B. ausreichend sensitive Thermometer) und ein vernünftiger Auswertalgorithmus zur Verfügung stehen und diese Daten dann nicht doch wieder verwendet werden, eine Prognose für den nächsten Zyklus zu erstellen, bietet das System eine relativ zuverlässige Empfängnisverhütung. Gute Angebote sind beispielsweise Lady Cycle und myNFP.
Puls, Hormone, CO2 …
… haben sich alle als wenig nützliche Messparameter erwiesen. Keine der Messungen war genau genug, um das fertile Fenster zuverlässig zu bestimmen und somit als sichere Verhütungsmethode eingesetzt zu werden. Darunter fallen beispielsweise Pulsuhren oder altbekannte Verhütungsmonitore. Auch diese können eher bei Kinderwunsch als zur Verhinderung einer Schwangerschaft eingesetzt werden.