Warum Patienten ihren Arzt belügen

Was Patienten dazu bewegt, dem Arzt wichtige Informationen, z. B. über ihren Gesundheitszustand vorzuenthalten und wie häufig sie das tun, wurde in einer US-amerikanischen Studie mit 4510 Personen ausgewertet.

Die wahrheitsgemäße und vollständige Beantwortung von Fragen des Arztes durch seine Patienten ist nicht nur ein fundamentaler Baustein für die Arzt-Patienten-Beziehung, sondern auch essenziell für eine optimale Versorgung und Patientensicherheit.

Ärzte müssen den Angaben der Patienten über ihren Gesundheitszustand, deren Symptome und Gesundheitsverhalten vertrauen können, damit sie eine entsprechende Diagnose stellen und Behandlungsempfehlungen aussprechen können. Ohne die entsprechende Information könnten die Entscheidungen und Empfehlungen des Arztes dem Patienten sogar schaden.

Levy und Kollegen werteten Angaben von 4510 US-amerikanischen Patienten aus. Die Daten stammten aus zwei verschiedenen Online-Umfragen. In der einen Umfrage waren die Personen durchschnittlich 36 und in der anderen 61 Jahre alt.

Die häufigsten Gründe fürs Verschweigen

81 bzw. 61% der befragten Patienten behielten mindestens eine Information für sich, da sie mit den Empfehlungen des Arztes nicht einverstanden waren oder die Anweisungen nicht verstanden hatten. Am häufigsten bergründeten die Patienten ihr Verhalten wie folgt:

  • Sie wollten nicht verurteilt oder belehrt werden
  • Sie wollten nicht hören, wie schädlich ihr Verhalten ist
  • Sie schämten sich
  • Sie wollten nicht den Eindruck erwecken, ein schwieriger Patient zu sein
  • Sie wollten die Zeit des Arztes nicht zu lang in Anspruch nehmen
  • Sie dachten, dass es nichts ausmacht
  • Sie wollten nicht den Eindruck erwecken, dumm zu sein

Am häufigsten wurden die Angaben von Frauen, jüngeren Patientinnen und solchen mit einem schlechteren Gesundheitszustand verheimlicht.

Wenn Patienten ihrem Arzt wichtige Informationen tatsächlich in diesem Ausmaß verschweigen, wie es diese Studie zutage bringt, bekommen Ärzte regelmäßig nicht die Auskunft, die sie für eine qualitativ hochwertige Versorgung Ihrer Patienten benötigen. Die Arzt-Patienten-Beziehung bedarf einer ehrlichen und offenen Kommunikation, um den therapeutischen Nutzen auszuschöpfen und potenziellen Schaden zu verhindern. Wie dieses Vertrauen und die Kommunikation verbessert werden können, sollte Gegenstand künftiger Untersuchungen sein.

Sollten Ärzte vielleicht die Angaben ihrer Patienten über Ihren Alkoholkonsum verdoppeln und das berichtete Ausmaß der sportlichen Aktivität halbieren, um ein genaueres Bild über das Gesundheitsverhalten ihrer Patienten zu erhalten?