Komplementärmedizin wird zur Alternativmedizin

Anwender von komplementärmedizinischen Behandlungen bei einer Krebserkrankung hatten ein höheres Sterberisiko als Nichtanwender. Dass dies aber nicht mit der eigentlichen Therapie in direktem Zusammenhang stehen muss, legte jetzt eine Studie offen.

KAM bei Krebserkrankungen

Komplementärmedizinischen Behandlungen werden gelegentlich bei Krebserkrankungen angewendet. Dazu gehören beispielsweise Kräuter, Vitamine, Homöopathie, Anthroposophie, Ayurveda, traditionelle chinesische Medizin oder spezielle Diäten, die zusätzlich zur konventionellen Therapie eingesetzt werden. Bei der Alternativmedizin wird dagegen auf schulmedizinische Ansätze ganz verzichtet. Eine einheitliche Definition für Komplementär- und Alternativmedizin (KAM) existiert bisher nicht.

Ob Krebspatienten mit komplementärmedizinischen Therapien länger leben, ist ebenfalls nicht hinreichend untersucht. Um dies zu überprüfen, wurden Daten des nationalen amerikanischen Krebsregisters ausgewertet. Es wurden 1.901.815 Patienten identifiziert, die den Einschlusskriterien entsprachen – nichtmetastasierter Brust-, Prostata-, Kolorektal-, oder Lungenkrebs mit höchstens Erkrankungsstadium III, die mindestens eine konventionelle Therapie erhalten hatten (Chemotherapie, Strahlentherapie, Operation und/oder Hormontherapie). Davon erhielten 258 Patienten KAM-Therapien, die mit Daten von 1032 Patienten ohne Zusatzbehandlung gematcht wurden.

Höheres Sterberisiko unter KAM

Patienten unter KAM hatten ein höheres Risiko zu sterben und niedrigere 5-Jahres-Überlebensraten als solche, die auf die komplementären Therapien verzichteten (82,2 % versus 86,6 %).

Verantwortlich dafür ist aber laut Studienautoren nicht die Komplementärmedizin selbst, sondern der Hang der Anwender dafür, die komplementäre zur alternativen Behandlung zu machen – sprich, dafür auf weitere konventionelle Therapieverfahren zu verzichten.

Sie ließen sich seltener operieren, lehnten häufiger Chemo- (34,1% vs. 3,2 %) und Strahlentherapie (53,0 % vs. 2,3 %) ab und auch die Hormontherapien kamen seltener zum Einsatz.

Was sag ich meinem Patienten?

Möchten Patienten die Behandlung auf komplementäre Medizin ausweiten, sollten sie einige Dinge beachten, beispielsweise wie seriös der Anbieter ist. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gibt hierzu Hilfestellungen (PDF): Unter anderem sollte man besondere Vorsicht walten lassen, wenn der Anbieter sich weigert, Informationen zur Verfügung zu stellen, Vorkasse verlangt oder allzu hohe Therapieerfolge verspricht.