Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt?

Bei einer vaginalen Geburt nach vorangegangenem Kaiserschnitt treten Komplikationen häufiger auf als bei einem elektiven Kaiserschnitt. Dennoch ist die Rate insgesamt niedrig und ein vorangegangener Kaiserschnitt nicht per se ein Ausschlusskriterium für eine vaginale Geburt.

Wurde bereits ein Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht, ist bei einer weiteren Sectio das Risiko für chirurgische Komplikationen erhöht, ebenso wie die Gefahr einer gestörten Plazentation bei Folgeschwangerschaften. Aber auch eine vaginale Geburt nach vorangegangenem Kaiserschnitt birgt Risiken: Beispielsweise tritt dann eine Uterusruptur öfter auf. Zudem wird in diesen Fällen häufiger ein Notkaiserschnitt erforderlich, der auch mit Komplikationen bei Mutter und Kind verbunden ist.

In einer retrospektiven Kohortenstudie wurde nun untersucht, welcher Geburtsweg bei einer Folgeschwangerschaft nach vorangegangenem Kaiserschnitt der sicherere ist. Dazu wurden die Daten von knapp 200.000 Frauen mit einem einzigen vorangegangenen Kaiserschnitt betrachtet, die zwischen der 37. und 43. SSW einen einzelnen Säugling entbunden hatten. Hauptsächlich wurden schwere Morbidität und Mortalität jeweils bei der Mutter und beim Kind untersucht. Dazu zählten neben dem mütterlichen oder kindlichen Tod beispielsweise Uterusruptur, postpartale Blutungen oder verschiedene kardiovaskuläre Ereignisse bei der Mutter sowie Atemnotsyndrom oder die notwendige Beatmung beim Kind.

Weniger Komplikationen nach Kaiserschnitt

Insgesamt war die Rate an schweren Komplikationen niedrig, doch signifikant häufiger bei einer angestrebten vaginalen Entbindung als bei einem elektiven Kaiserschnitt. Etwa ein Drittel der Frauen hatte sich dafür entschieden, bei der zweiten Geburt vaginal zu entbinden, davon war etwa die Hälfte der Versuche erfolgreich.

Allerdings unterschieden sich in verschiedenen Subgruppen die Risiken stark, sodass nicht per se von einer vaginalen Geburt nach vorangegangenem Kaiserschnitt abgeraten werden kann. Beispielsweise trat das Atemnotsyndrom beim Kind häufiger nach Kaiserschnitt auf und zumindest beim Vergleich mit einer erfolgreichen vaginalen Geburt nach Schnittentbindung waren Uterusrupturen nach Kaiserschnitt sogar häufiger. Zudem sollte beachtet werden, dass in Folgeschwangerschaften beispielsweise die Gefahr einer Placenta praevia höher ist. In den meisten anderen Endpunkten (Tod des Kindes, Blutungen sowie Morbidität und Mortalität insgesamt) lag der Vorteil beim Kaiserschnitt.

Gibt es den Königsweg für alle?

Die Autoren resümierten daher, dass man die Kandidatinnen sorgfältig auswählen sollte, die weitere Familienplanung in die Überlegungen einbeziehen sollte sowie Wehen und Geburtsvorgang besonders sorgfältig überwachen sollte.

Festhalten kann man: Die Entscheidung sollte individuell getroffen werden – medizinische und persönliche Gründe müssen sorgfältig abgewägt werden – und Wertung und Einmischung von anderen sind bei dieser Entscheidung zwar leider häufig, aber völlig fehl am Platz.