Im Rahmen der Pressekonferenz anlässlich der Deutschen Hormonwoche erläuterte Prof. Dr. med. Joachim Feldkamp, Bielefeld, wie man bei einem erhöhten TSH-Wert vorgehen sollte und warum er nicht immer behandlungsbedürftig ist.
Warum ist der TSH-Wert erhöht?
TSH ist das Thyroidea-stimulierende Hormon, dessen Spiegel ansteigen, wenn zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet werden. Dem muss aber nicht zwangsläufig eine behandlungsbedürftige Unterfunktion der Schilddrüse wie eine Hashimoto-Thyreoiditis zugrunde liegen.
Grundsätzlich sollte deshalb nie nach einer einzelnen TSH-Messung eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen eingeleitet werden, so Feldkamp. Es solle immer nach 2 bis 6 Monaten ein erneuter Wert abgenommen werden. Bei etwa der Hälfte der Patienten sei der Wert dann wieder im Normalbereich.
Die Gründe für einen erhöhten TSH-Wert ohne behandlungsbedürftige Erkrankung sind vielfältig:
- jahreszeitlich bedingt: Werte sind im Winter höher als Sommer (gezeigt wurde auch, dass Forscher in der Antarktis höhere TSH-Werte haben)
- hohes Lebensalter
- Pubertät
- Adipositas (nehmen Patienten ab oder werden bariatrisch operiert, sinkt der TSH spontan)
- akuter Schlafmangel
- körperliche Anstrengung
- Infektionen
Werte regelmäßig überprüfen
Eine Therapie sollte nicht begonnen werden, nur weil beispielsweise im Rahmen einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung ein erhöhter TSH-Wert aufgetreten ist. Es sollte immer berücksichtigt werden, ob der Patient zu einer Schilddrüsenfunktion passende Symptome und Beschwerden hat. Ist dies der Fall, sollte vor dem Beginn einer Hormonbehandlung die Schilddrüsenfunktion weiter abgeklärt werden (freie Schilddrüsenhormone T3 und T4, Nachweis von Antikörpern).
Feldkamp schätzte, dass etwa 25% der Patienten unter L-Thyroxin-Therapie übertherapiert sind. So sollte auch bei lange bestehender Einnahme überprüft werden, ob die Indikation (noch) besteht. So sei es früher beispielsweise häufig üblich gewesen, bei durch Jodmangel bedingten Knoten in der Schilddrüse eine Hormontherapie zu starten. Heute sei eine Jodsubstitution üblicher. Bei diesen Patienten könnte also gegebenenfalls die Therapie abgesetzt werden. Generell empfiehlt Feldkamp, die Schilddrüsenwerte unter Therapie einmal im Jahr kontrollieren zu lassen.
Allerdings sollten Patienten eine bestehende L-Thyroxin-Therapie niemals eigenmächtig absetzen, sondern dies mit ihrem behandelnden Arzt abklären, resümierte Feldkamp.
Quelle
Prof. Dr. med. Joachim Feldkamp. Schilddrüse: Wann sind erhöhte TSH-Werte therapiebedürftig? Online-Pressekonferenz anlässlich der Deutschen Hormonwoche (DGE). Online 20. September 2023.