Derzeit treten in Deutschland vermehrt Fälle von Hautdiphterie auf. Vor allem bei Flüchtlingen entlang der Balkanroute.
Hautdiphterie
Bei einer Diphterie wird meist an die respiratorische Diphterie gedacht, bei der sich die Infektion vor allem auf Pharynx, Tonsillen, Larynx und Nase beschränkt. Meist geht diese Infektion mit Halsschmerzen und Fieber einher und es entsteht eine Tonsillitis und/oder Pharyngitis. Als Komplikation ist vor allem bei Kindern die Kehlkopfdiphterie durch eine Verlegung der Atemwege lebensbedrohlich. Fälle sind aufgrund des Impfprogramms in Deutschland sehr selten.
Die Haut- und Wunddiphterie entsteht häufig nach einem Bagatelltrauma, zum Beispiel einem Insektenstich. Sie führt meist zu schmierigen Belägen auf der Haut und Schleimhaut mit Ulzerationen, die häufig an den unteren Extremitäten auftauchen. Häufig treten Mischinfektionen mit Streptokokken oder Staphylokokken auf. Infektionen mit toxigenen Corynebakterien sind seit 2017 meldepflichtig.
Ausbrüche bei Flüchtlingen entlang der Balkanroute
Zwischen dem 1. Januar und 30. September 2022 wurden dem RKI 44 Diphteriefälle übermittelt, davon 42 Fälle einer Hautdiphterie. Fast die Hälfte dieser Fälle traten bei jungen Männern auf, die aus Afghanistan und Syrien geflüchtet waren.
Genomsequenzierungen und Untersuchungen von Fluchtrouten ergaben, dass sich die Betroffenen wahrscheinlich entlang der Fluchtroute in den sog. Balkanländern (z. B. Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien und Slowenien) infiziert haben.
Zu geringe Impfquote in einigen Ländern
Medizinischem Personal und Mitarbeitenden im öffentlichen Gesundheitsdienst werden unter anderem folgende Maßnahmen empfohlen:
• Bei auffälligen Hautläsionen vor Beginn einer antibiotischen Therapie allgemeine Erregerdiagnostik veranlassen.
• Bei klinischem Verdacht auf Hautdiphtherie zeitgleich zum Hautabstrich Nasen- und Rachenabstriche abnehmen. Hautläsionen abdecken. Impfstatus überprüfen und Impflücken schließen
Nach Angaben der WHO traten in den letzten Jahren die meisten Diphteriefälle in Indien auf. Aber auch in Osteuropa ist die Diphterie endemisch. So beträgt die Impfquote bei Säuglingen in der Ukraine beispielsweise weniger als 50%. Aber auch in Ländern wie Syrien liegt sie bei unter 50%.
Quellen
Häufung von Fällen mit Hautdiphtherie in Deutschland und Europa. Epidemiologisches Bulletin 2022, 36, 8. September 2022.
Badenschier F, et al. Outbreak of imported diphtheria with Corynebacterium diphtheriae among migrants arriving in Germany, 2022. Euro Surveill 2022;27:2200849.