Können Hörgeräte und Cochlea-Implantate kognitive Verluste aufhalten? Eine aktuelle Metaanalyse beantwortet diese Frage eindeutig mit „Ja“.
Demenz ist nicht nur Schicksal
Die Entstehung einer Demenz ist von zahlreichen unbeeinflussbaren sowie noch nicht erforschten Ursachen abhängig. Einige bekannte Risikofaktoren erlauben jedoch aktive Handlungsmöglichkeiten, beispielsweise die adäquate Behandlung von Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangelerscheinungen oder die Kontaktvermeidung zu toxischen Substanzen.
Der Verlust des Hörvermögens wurde als einer der wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren identifiziert. Ein bedeutender Aspekt, denn diese Sinneseinschränkung ist weit verbreitet und betrifft bis zu 26 % der 45-Jährigen und etwa 65 % der über 70-Jährigen. Da eine Verbesserung der Hörleistung vergleichsweise simpel erfolgen kann, erscheint deren Bedeutung umso wichtiger.
19 % weniger Demenzfälle
In die aktuelle Metaanalyse wurden 31 Studien mit Daten zu 137.484 erwachsenen Teilnehmern eingeschlossen. Die systematische Überprüfung ergab ein signifikant geringeres Risiko für den Verlust geistiger Fähigkeiten bei Menschen, die Hörgeräte trugen, im Vergleich zu Teilnehmern, bei denen Gehöreinbußen nicht korrigiert wurden. Diese Ergebnisse galten sowohl kurzfristig als auch über einen Zeitraum von 25 Jahren. Die Verwendung der Hörhilfen konnte die Wahrscheinlichkeit für langfristige kognitive Beeinträchtigungen demnach um 19 % reduzieren, darüber hinaus konnte eine ergänzende Metaanalyse von elf Studien mit 568 Teilnehmern eine kurzfristige Verbesserung der allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit um 3 % feststellen, wenn Hörgeräte verwendet wurden.
Lieber ein Hörgerät als dement
Diese Ergebnisse untermauern die Bedeutung der Sinnesleistungen für das Gehirn. Die Analyse zeigt, wie wichtig Außenreize für die kognitive Leistungserhaltung sind. Wer zudem durch derartige körperliche Einschränkungen von seiner Umgebung mehr oder weniger abgeschnitten ist, büßt geistige Fähigkeiten ein.
Sowohl Ärzte als auch jeder Mensch, bei dem das Hörvermögen nachlässt, sollten der Nutzung von Hörhilfen vor diesem Hintergrund entsprechende Aufmerksamkeit schenken.
Quelle
Yeo BSY, Song HJJMD, Toh EMS, Ng LS, et al. Association of hearing aids and cochlear implants with cognitive decline and dementia: a systematic review and meta-analysis. JAMA Neurol 2022. doi: 10.1001/jamaneurol.2022.4427. Epub ahead of print. PMID: 36469314.