Der Wirkstoff Bepirovirsen konnte in einer Phase-II-Studie bei einigen Patienten mit chronischer Hepatitis B die Produktion des Virus-Oberflächenantigens deutlich senken.
Viele Neuinfektionen pro Jahr
In den letzten Jahren wurden vor allem neue Medikamente gegen Hepatitis C neu auf den Markt gebracht. Dabei ist auch die chronische Hepatitis B weltweit extrem verbreitet mit etwa 1,5 Millionen Neuinfektionen und 820.000 Todesfällen jedes Jahr. In einer aktuellen Phase-IIb-Studie wurde jetzt ein neuer Wirkstoff für Hepatitis-B-Patienten getestet.
Dabei handelt es sich um das Antisense-Oligonucleotid Bepirovirsen, das an Messenger-RNAs des Hepatitis-B-Virus angreift und so die Produktion von viralen Proteinen senkt.
Verschiedene Therapieschemata im Test
457 Teilnehmer (etwa die Hälfte bereits mit Nucleotidanaloga wie Tenofovir oder Entecavir vorbehandelt) wurden 3:3:3:1 randomisiert. Sie erhielten einmal wöchentlich subkutan
- Gruppe 1: Bepirovirsen 300 mg für 24 Wochen
- Gruppe 2: Bepirovirsen 300 mg für 12 Wochen, dann 150 mg für 12 Wochen
- Gruppe 3: Bepirovirsen 300 mg für 12 Wochen, dann Placebo für 12 Wochen
- Gruppe 4: Placebo für 12 Wochen, dann Bepirovirsen 300 mg für 12 Wochen
Der zusammengesetzte primäre Endpunkt war ein Level des Hepatitis-B-Oberflächenantigens (HBsAg) unter der Nachweisgrenze und Virus-DNA unter der Bestimmungsgrenze (kleinste Konzentration, die quantitativ mit einer festgelegten Präzision bestimmt werden kann). Dies musste jeweils für 24 Wochen nach dem Ende der Bepirovirsen-Therapie bestehen bleiben.
Einige Patienten ohne nachweisbares Oberflächenantigen
Die Abnahme von HBsAg- und DNA-Spiegeln war von der Dauer der Bepirovirsen-Therapie abhängig.
Am effektivsten war die Therapie mit Bepirovirsen 300 mg für 24 Wochen. 9 bis 10 % der Patienten dieser Gruppe erreichten eine anhaltende Absenkung der HBsAg- und DNA-Level. Das traf auf Patienten mit Nucleotidanaloga-Therapie und nicht derartig vorbehandelte Patienten gleichermaßen zu. Dies mag wenig klingen, aber die Autoren heben hervor, dass bisher zugelassene Therapien und auch siRNAs in Studien keine Senkung des Hepatitis-B-Oberflächenantigens unter die Nachweisgrenze erreichen konnten.
Die Autoren resümieren, dass es noch größere Studien über einen längeren Zeitraum braucht, um Wirksamkeit und Sicherheit besser zu bestimmen. Aktuell laufen noch weitere Phase-II-Studien.
Quelle
Yuen MF, et al. Efficacy and Safety of Bepirovirsen in Chronic Hepatitis B Infection. NEJM 2022. Published online November 8, DOI: 10.1056/NEJMoa2210027.