In den letzten Jahren wurden zunehmend Folgen des menschengemachten Klimawandels sichtbar. Hitze, Dürre und vermehrte Starkregenereignisse zählen dazu. Dr. Veronika Huber, Helmholtz Zentrum München, stellte auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin einige direkte Effekte der Temperaturerhöhung auf die Kindergesundheit vor.
Mehr Hitze- als Verkehrstote
„Wir verlassen ein sehr stabiles Klimaregime und Ökosysteme kommen aus dem Lot“, so Huber. Folgen sind unter anderem größere Hitze und Trockenheit, die bekanntermaßen gerade für Ältere und Kranke tödlich sein können.
Knapp 1% der Gesamtmortalität in Deutschland ist hitzebedingt, was 8 hitzebedingten Todesfällen pro 100.000 Einwohner jährlich entspricht – doppelt so viele wie Verkehrstote. Doch nicht nur alte Menschen haben ein erhöhtes Risiko aufgrund von Hitze zu versterben, auch Kinder unter fünf Jahren sind gefährdet, wie Studiendaten aus Südafrika zeigen.
Wenn wir zu uns nach Deutschland gehen, dann ist es gar nicht so einfach, diese Art Studien zu machen – dank einer geringen Kindersterblichkeit. Aber wir können uns natürlich Morbiditätsdaten anschauen.
Direkte Folgen von Hitze auf die Kindergesundheit
Rettungsdienstdaten aus dem Landkreis München und aus einer New Yorker Untersuchung zeigen, dass bei erhöhten Tagesmitteltemperaturen im Sommer auch die Notaufnahmen von Kindern zunehmen. Gründe sind sowohl direkte hitzebedingte Symptome wie Dehydrierung, es nehmen aber auch allgemeine Symptome, Infekte oder Verletzungen zu.
Daten zum plötzlichen Kindstod werden in der Literatur kontrovers beurteilt, aber einige laut Huber methodisch gute Studien zeigen auch hier eine Assoziation mit Hitze.
Unbestritten ist wiederum, dass bei großer Hitze häufiger Frühgeburten auftreten.
Gastrointestinale Infektionen – Mortalität der Zukunft?
Huber stellte eine Studie vor, wie die Sterblichkeit aufgrund gastrointestinaler Infektionen zukünftig aussehen könnte (globale Zukunftsprojektion für 2080 bis 2095 basierend auf pathogen-spezifischen, empirischen Zusammenhängen).
Bei Temperaturerhöhungen steigt das Risiko für Todesfälle durch Bakterien und Protozoen, hinsichtlich Vireninfektionen nimmt das Risiko ab. So könnte es gemäß der Modellierung beispielsweise mehr Tote aufgrund von Shigella- oder Cholera-Infektionen geben, die Todeszahlen durch Rota- oder Noroviren dagegen zurückgehen.
Es sind jedoch nicht alle Länder der Erde gleichermaßen betroffen: Zu mehr Toten aufgrund von gastrointestinalen Infektionen käme es wahrscheinlich vor allem im mittleren und südlichen Afrika sowie einigen asiatischen Ländern. In Europa oder auf dem amerikanischen Kontinent könnten die Zahlen stagnieren oder sogar sinken, da die Zahlen der virusbedingten Infektionen stark zurückgehen.
Möglicherweise gegensteuern ließe sich unter anderem durch Ausweitung von Impfprogrammen, die in dieser Modellierung noch nicht berücksichtigt sind.
Quelle
Dr. Veronika Huber, Helmholtz Zentrum München. Kinder im Klimawandel: von Extremereignissen zu möglichen Auswirkungen auf Infektionskrankheiten. Kongress für Kinder- und Jugendmedizin, 6. bis 10. September (in Düsseldorf und virtuell).