Gruppentraining für den Beckenboden

Mehr als ein Drittel aller Frauen über 60 Jahren leidet an Inkontinenz. Beckenbodentraining wird als Erstlinienbehandlung empfohlen, steht aber aufgrund mangelnder personeller und finanzieller Ressourcen bei weitem nicht allen Betroffenen zur Verfügung. Eine Studie zeigte nun, dass eine Gruppentherapie möglicherweise eine Alternative zur individuellen Betreuung ist.

Beckenbodentraining verbessert Inkontinenzsymptome

362 Frauen im Alter von durchschnittlich knapp 68 Jahren mit Belastungs-(Stress-)Inkontinenz oder gemischter Stress-/Dranginkontinenz nahmen über 12 Wochen entweder an einem individuellen oder einem Gruppentraining mit 6 bis 8 Personen teil. Nach einem Jahr standen noch 319 Frauen für das Follow-up zur Verfügung.

In beiden Gruppen verbesserten sich die Symptome. So war die Häufigkeit von ungewolltem Harnverlust um 70% (Einzeltraining) bzw. 74% (Gruppentraining) reduziert und damit die Nichtunterlegenheit der Gruppenbehandlung erwiesen.

Auch hinsichtlich anderer Outcomes (z.B. Lebensqualität, nächtliche Toilettenbesuche, Zufriedenheit mit der Therapie) unterschieden sich die beiden Gruppen nicht. Es zeigte sich hinsichtlich aller Parameter eine Verbesserung in beiden Gruppen, sowohl nach den 12 Wochen Betreuung als auch noch nach einem Jahr.

Gruppentraining ermöglicht mehr Frauen Zugang zur Therapie

In einem begleitenden Kommentar werden einige positive Aspekte einer Gruppentherapie hervorgehoben. Die Behandlung wird günstiger und erst so wird überhaupt einer größeren Zahl an Frauen eine Therapie ermöglicht. Zudem finden Frauen, die sich aufgrund ihrer Inkontinenz bisher schämten und sozial isolierten, möglicherweise den Mut, die Therapie in Angriff zu nehmen, wenn sie auf andere Betroffene treffen, mit denen sie sich über ihre Probleme austauschen können und gegenseitige Unterstützung erfahren.

Die Kommentatorin kritisiert jedoch, dass die Verbesserung durch die prozentuale Darstellung immens aussieht, in Wirklichkeit aber gar nicht so groß ist. Absolut gesehen traten Inkontinenz-Ereignisse einmal weniger pro Tag auf als vor dem Training.